Goldberger, Federer und der Papst

…kommen überall hin!

In der kleinen oberösterreichischen Gemeinde Waldzell steht eine 172 cm große goldene Statue von Waldzells berühmtestem Sohn – Andreas Goldberger. Wir haben uns dort mit dem Bruder des populärsten Skispringers überhaupt zu einem Gespräch getroffen. Rudi Goldberger über Ehrgeiz, Wehmut, Neid und NEWS.

(Michaela Bilgeri/Eva Jöchtl)

 

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Goldberger: Schau, da hab ich noch ein Präsent gekriegt. Was ist das für einer?

Landjäger: Das ist ein typischer Bregenzerwälder Bergkäse.

Vorarlberg – kennst du die Firma Kaufmann?

In Reuthe?

Ja. Da war ich auf Montage. Wir haben die Maschinen für die gemacht. So schlimm wie die Tiroler sind sie nicht die Vorarlberger.

Vom rauh sein her oder wie?

Nein, die die Geld haben, die zeigen’s gleich, die Tiroler. Genauso wie die Innviertler als Raufer bekannt sind.

 

– Zuerst haben sie sich die Schädel einghaut, dann haben sie mit den jungen Weibern herumgeschmust,
dann haben sie wieder gerauft, dann hat’s gepasst und das nächste mal war’s wieder das gleiche Theater. –

 

 

Warst du ein Raufer?

Nein!

Freundin: Bei Festen und so hast du schon gerauft.

Mein Vater zum Beispiel war der komplette Raufer, mein Onkel noch ärger. Als Raufer bekannt. Zuerst haben sie sich die Schädel einghaut, dann haben sie mit den jungen Weibern herumgeschmust, dann haben sie wieder gerauft, dann hat’s gepasst und das nächste mal war’s wieder das gleiche Theater.

Du arbeitest ja auch bei euch daheim am Bauernhof.Hattet ihr diesen Betrieb schon in deiner Kindheit?

Ja, aber mit Milchkühen und vor zwei Jahren haben wir umgestellt: Stiere – Fleisch.

Und musstet ihr als Kinder auch mithelfen?

Ja, schon. Und „müssen“ – dem einen gefällt’s, dem 
anderen nicht.

Und dir?

Als Bub wird auf einmal das Traktorfahren lustig. Und es gibt halt andere Arbeiten auch, die nicht lustig sind. Klar, wenn du in die Pubertät kommst und die andern gehen schwimmen oder tun was anderes, dann könntest du so einen Hof – wah. Und irgendwann ist sie wieder lustig, die Sache.

Und wer war der beste Helfer von euch drei Kindern?

Das kann ich nicht sagen. Johanna ist die älteste, die hat natürlich als erste arbeiten müssen. Die ist zwei Jahre älter als ich, dann ich und dann der Andreas, der ist vier Jahre hinter mir.

Und war das immer schon klar, dass du das mal übernehmen wirst?

Nein. Obwohl später dann schon. Schon bald. Als der Andreas nach Stams gegangen ist. Eher so dort – mit 14.

Aber du bist ja auch Ski gesprungen?

Ja, viel gefahren.

Was heißt das?

Gefahren heißt, dass du nicht weit gesprungen bist, sondern mehr gefahren.

Heißt das, du warst kein guter Skispringer?

Doch! (lacht) Aber Stams ist für mich trotzdem nicht in Frage gekommen, weil ich erst mit 12 mit dem Skispringen angefangen hab und da bist du schon mit welchen mitgesprungen, die schon dreimal stärker waren.

Habt ihr das gleichzeitig angefangen, du und der Andi?

Ja. Und sicher hätte es mich interessiert – Eisenerz hätte mich interessiert. Die bilden Skispringer aus, aber nicht wie in Stams, sondern du kannst einen Lehrberuf machen.

Und warum hast du das nicht gemacht?

Weil sich das meine Eltern gar nicht leisten konnten und der Andreas schon gut war. Und Stams ist noch mal teurer. Aber er war für das Alter schon viel besser.

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Hast du dann auch gleich bei Wettbewerben mitgemacht?

Ja sicher. Du springst ja nicht per Gaudi daheim. Sondern damit du wo mitmachen kannst – da musst du zu den Bewerben hinfahren. Da sind wir in die Steiermark gefahren – das vergess ich nie. Das war Bad Aussee. Da war noch nicht Helmpflicht. Ich zieh mir die Schuhe an – gebrauchte 42er bei Schuhgröße 36 – die Ski konnt’ ich nicht selber anziehen, Haube drauf, runter und ffffuuu! Die andern lachen natürlich über die Sachen – die, die schon besser ausgerüstet waren.

Hast du dich nicht angeschissen, als du das erste Mal die Schanze runtergefahren bist?

Nein, weil du einfach Ski fahren kannst. Ich hab mich nur geschämt, als es mich geschmissen hat. Und dann ist der Sommer gekommen und dann hat’s in Eferding eine Mattenschanze gegeben. Auch eine ganz kleine. Eine wilde. Wo sie dich heute einsperren.

Und wie lange hast du das gemacht?

Wann hab ich aufgehört? Das kann ich dir genau sagen – als sich der Vater den Fuß abgetrennt hat. Bei einem Arbeitsunfall am Bauernhof. Genau, da war der Andreas in Stams. Ich hab zu der Zeit den Meisterkurs für Betriebselektriker gemacht. Das ist schon lang her. Dann hab ich mit den Buben ein bisschen Nachwuchs gemacht.

Und bist du seitdem nochmal gesprungen?

Nein.

Freundin: Sicher bist du nochmal gesprungen. In Ried am Hauptplatz hatten sie so eine Spaßschanze. Ausgeschaut hast wie eine abgebundene Knacker, weil du nicht mehr in den Anzug reingepasst hast.

Ahja – genau! Da sind wir mitgesprungen. Aber mit den Alpinski.

Geht das überhaupt?

Ja, das hab ich mir auch gedacht. Da hätt ich mich 
fast reingebohrt.

Hast du wenigstens gewonnen?

Nein, Maria! Hinein in die Anfahrtshocke wie wenn’s um den Weltcup geht. Da war ich ja Trainer von den Buben. Dann spring ich raus – mah! (Pause) Am Anfang ist es schon cool.

Hast du aufgehört, weil dein Vater den Unfall hatte?

Hm. Skispringen ist nicht ein Sport, bei dem du einfach immer weiter machst. Entweder du schaffst es ganz nach oben oder du hörst auf. Beim Fußballspielen bist du dann halt irgendwo in der Reserve bei irgendeinem Verein und dann kannst du Gaudi-Fußballspielen. Aber beim Skispringen tut sich ja nichts rundherum. Aus. Entweder oben oder…

Was war dein größter Erfolg?

Najo. Dreimal Landesmeister.

Muss man eigentlich als Skispringer sehr auf die Ernährung achten? Weil diese Skispringer sind ja immer so dünne Buben. Der Andreas und du, ihr seid ja auch nicht grad das, was man dick nennt.

Freundin: Najo.

Haaaaa! Das hat’s gebraucht! Heute schreit mir der Schildinger Trainer rauf „Dich könnten wir noch brauchen – du schaust eh noch aus wie 17!“ (lacht) Aber der Andreas ist voll dünn. Der ist jetzt dünner wie unterm Skispringen. Der isst schon oft gscheid. Auch beim Skispringen – der hat nicht nein gesagt zu einem Braten. Natürlich nicht permanent.

Freundin: Der sportelt extrem. Mehr sogar. So extreme Sachen.

 

– Ich hab mich voll darauf gefreut, wenn ich mal aufhöre.
Damit ich fressen kann –

Hat man bei euch daheim darauf geachtet, dass ihrein gewisses Gewicht haltet?

Nein. (lacht) Nein, das macht der Erfolg auf einmal. Wenn du gewinnen willst, dann musst du da mit. Wenn du so kurz davor bist, dass du bald mal was gewinnst, dann machst du das sowieso selber. Das ist genau das Gefährliche. Wenn du es dann nicht schaffst. Ich hab mich ja schon voll darauf gefreut, wenn ich mal aufhör. Damit ich fressen kann. (lacht) So schlecht war ich ja nicht. Aber ich bin arbeiten gegangen und auf’d Nacht hab ich dann mein Käsbrot gegessen.

Der Bürgermeister hat ja gesagt, du warst am Anfangbesser als der Andi.

Ja, haben wir eh gesagt. Ich war nicht schlecht. Aber es war dann einfach – ich konnte nicht mit dem Job aufhören. Ich hab halt mit meinem Leben weitergemacht. Ich war schon oft knapp genug dran. Aber der Andreas ist schon der wildere Hund.

Vom Trauen her?

Ja. Weil er nicht nachgedacht hat. Ich kann dir Sachen erzählen. Ich hab mich angeschissen vor Anlaufsverlängerungen. Obwohl ich’s mir ja gewünscht hab. Aber auf einmal bin ich oben gesessen und hab gedacht, was wenn ich dann zu weit spring, wo es schon flach wird. Obwohl das bei mir nie passieren hätte können. Sicher nicht. (lacht) Da hab ich mir schon gedacht, wenn jetzt wirklich einer aufgeht – dann Scheiße. Da darfst du nicht an sowas denken.

Aber glaubst du nicht, dass wenn du auch nach Stams gegangen wärst oder nach Eisenerz…

Nein, das spielen wir nicht durch. Nein, weil das geht nicht im Leben. Wenn das wenn wäre, weil…

Ab da, wo der Andi in Stams war, da wird er ja nichtmehr so oft daheim gewesen sein, oder?

Der Andreas ist nicht jedes Wochenende heimgefahren. Schon wegen der Zugverbindung. Ein bisschen eine Schulpfeife war er auch. Der Lehrer gibt dir dann nicht frei, wenn du auch nach Hause könntest. Wenn du ein Braver bist, darfst du schon heimfahren.

Und er war kein Braver, oder was?

(schüttelt den Kopf) Der war schon bei jedem Blödsinn dabei.

Warst du ein guter Schüler?

Ja.

Wirklich?

Nein. Aber – bis es dich interessiert hat. In der Berufsschule dann schon.

Ich hab dich natürlich gegoogelt und da hab ich übers Skispringen leider nichts gefunden, nur dass du bei Waldzell Fußball gespielt hast – Mittelfeld. Und da steht sogar drin, in zwei Jahren hast du ein Tor geschossen.

Was hab ich? Ich war ja der Torschützenkönig! Ich hab 107 Tore geschossen in Waldzell in 17 Jahren Fußball spielen. Aber sicher. Na, ich tu nicht angeben. Was steht da? In zwei Jahren ein Tor geschossen? Es wird schon eine Saison gegeben haben, wo ich nichts geschossen hab.

Was macht mehr Spaß? Fußball oder Ski springen?

Freundin: Fußball. Sei ehrlich.

Nein, ich bin da schon ehrlich. Wenn du wo gut bist, dann macht dir das mehr Spaß. Als ich gut Ski gesprungen bin, hat mir das mehr getaugt. Dann hörst du mit dem Fußballspielen auf. Wenn’s da mit Ski springen schwierig wird im Sommer und du musst weit herumfahren, weil es hier keine Mattenschanzen gab, dann bleibst beim Fußball. Und da bleibst du auch hängen.

Habt ihr wegen dem Andi viele Touristen oder Fans, die zu euch heim kommen?

Früher war es ganz arg. Das hat mich nicht mehr interessiert. Das ist bei jedem so, der populär geworden ist. Da ruft jeder an – von klassen Leuten bis, ich sag einfach Geisteskranke. Ist so. Weißt eh – Neidige. Die auch wirklich böse werden. Komplett böse. Dann mussten wir eine Geheimnummer machen.

War das im Dorf auch so? Die Leute im Dorf?

Nein, im Dorf nicht. Fremde. Das ist ungefähr so, wie wenn bekannt wird, du hast einen Lotto-Sechser. Das Telefon kannst du dann wegschmeißen. Aber sofort würde ich es wegschmeißen.

 

– NEWS, die Zeitung, ist ja komplett gefahren.
Das Tiefste, was ich je erlebt hab.
Das ist die letzte Zeitung, die es gibt. –

 

Aber es sind auch positive Sachen gekommen, oder?

Ja sicher. Glückwünsche und so. Aber da hebst du ja nicht mehr immer ab. Weil dann kann ich gleich beim Telefon sitzen bleiben. Aber es gibt ganz tiefe Leute. Das erzähl ich euch gar nicht. Und das Brutale war, wie sie ihm die Drogen da … NEWS, die Zeitung, ist ja komplett total gefahren. Das Tiefste, was ich je erlebt habe. Der Andreas ist ja in die Karibik geflogen mit dem Hölli, dann haben NEWS zwei Leute auf ihn angesetzt und die haben sich als Freunde ausgegeben – zwei Wochen lang.

Um ihn auszuhorchen?

Vollgas. Das ist die letzte Zeitung, die es gibt. Was tut ein junger Bub, der glaubt, das sind zwei – aber nicht zwei Haberer, ein Paar! Geschäftlich. Das ist wahr. Da kommen dann Fotos raus, ist ja logisch. Zwei Wochen Urlaub sind schon lang, da braust dich an. Dann sind die Fotos rausgekommen mit der Zigarre und den Weibern. Auf einmal ist das Titelbild drin. Ich mein, wenn du glaubst, ein Spezi von dir macht das… Und da haben sie dann geschrieben, dass eine Zigarre auch eine Droge ist und er sollte ja ein Vorbild sein, der Kreis muss sich irgendwo schließen für die Zeitung. Der Andi ist da natürlich nicht draufgekommen – wie soll er denn da drauf kommen? Wenn ich da ein Paar treffe und ich hab die volle Gaudi. Die waren einfach von NEWS dort und haben geschaut, dass sie ihre Geschichte zusammen bringen. Solche Geschichten rennen überall. Das ist einfach das Tiefe, was dann in deinem Leben rennt.

Hat die ganze Situation mit NEWS Auswirkungenauf dich gehabt? Oder auf eure Familie?

Auf die Mutter. Der Vater ist cool geblieben. Der Vater ist da nicht so. Der nimmt das nicht so tragisch. Der weint eher, wenn alles gut ist, wenn er sich freut. Die Mutter steigert sich da eher hinein.

Es ist aber auch schwierig, wenn du dann solcheAnrufe bekommst…

Das glaubt ihr ja gar nicht, was ich euch da jetzt sage. Das ist schon lange her. Aber das war einfach tief. Da bringen sich Leute um wegen sowas. Der Andi wollte sich nicht umbringen, aber der war schon soweit, dass er gesagt hat: so und weg. Kontinentwechsel, fertig, erledigt – ich leb da mein Leben, no Name.

Aber haben dich dann Leute ständig daraufangesprochen?

Da gibt’s Geschichten. Auch nach wie vor. Ich hab natürlich von ihm kein Geld bekommen – vom Andreas. Da gibt’s Geschichten von der Arbeit, wo Leute fragen: „Herr Goldberger, warum gehen Sie eigentlich arbeiten?“ Es gibt so naive Leute. Ich mein, dem Andreas geht’s nicht schlecht. Der muss sich um Geld nicht mehr recht kümmern. Aber um das Geld geht’s mir ja nicht. Mein Haus schaut glaub ich ganz gut aus. Ich hab auch genug arbeiten müssen, und es wird nix billiger. Man glaubt oft nicht, wie die Leute daherkommen, auch oft Lehrburschen schon, die machen Meldungen…

Wie hat der Fanclub reagiert auf die Drogen-geschichte?

Der ist trotzdem Fanclub geblieben. Komplett. Nein, der Fanclub hat aufgehört wegen dem Federer, dem schwierigen Hund. Dem Manager vom Andi. Der hat einfach kein  Gefühl. Oder keins gehabt. Der hat nur die Dollarzeichen gesehen. Der hat einfach kein Mittelding gefunden.

Ab wann war der Federer sein Manager? Von Anfang an?

Nein, ab mittendrin.

Sucht man sich seinen Manager selber aus?

Ja. Na, das Geld stinkt nicht. Ich wollte ihm das ausreden. Der Andreas ist auch naiv geblieben – lange. Aber das ist halt viel Kohle. Und er hat viel Pionierarbeit geleistet, weil das mit den Privatsponsoren hat es davor nie gegeben. Aber das vergess ich nie, da sind wir in einem Hotel zusammengesessen und der Federer hat gesagt: „Goldberger, Federer und Papst kommen überall hin.“ Der war ja größenwahnsinnig. Weißt, Manager sein, das ist schon recht und schön. Der hat sich mit allen angelegt. Einfach, weil er wusste, er hat einen Sportler da. Skispringen ist da gerade groß geworden. Ich mein, bei den Springen wo der Andi dann schon gut war…da hättest du das Springen absagen können und trotzdem wärs ein voller Erfolg geworden. Auch mit der Gemeinde: Da sind wir zusammengesessen und haben überlegt wegen Goldbergerfeiern und alles einfach…Weißt, das ist wie wenn wir in der Firma beieinander sitzen würden mit 15 Hanseln und alle lass ich reden und am Schluss sag ich sowieso „Ja, was wollt ihr denn? Ich sag euch das jetzt wie das abläuft und fertig.“

– Der Federer – ein Manager muss nicht immer gut sein.
Der war ja größenwahnsinnig. – 

 

Bist du insofern froh, dass du das nicht so hattest?

Naja, so wie er es hatte, dass du mal groß wirst – voll klass. Du machst aus deinem Hobby deine Geschichte. Redest ja auch nicht um eine kleine Summe von Geld. Als ich ihn zum ersten Mal gefragt hab’ – ich sag jetzt keine Summe – das ist schon damals irrsinnig viel gewesen. Der freut sich wie ein kleiner Bub, dem du einen Christbaum schenkst und es hört nicht mehr auf zu rennen. Super. Nächste Saison wieder, jeder erwartet sich mehr, Firmen reißen sich um dich – du hast schon viel auch den Kopf wo anders. Nicht nur beim Sport, sondern wie bringst du das alles unter ein Dach? Und dann kommt der Federer – ich mein, ein Manager muss nicht immer gut sein. Es gibt einfach keine armen Manager, glaub ich. Und dann bist du da drin. Auf einmal kommt der Pegel. Du gewinnst nichts mehr. Und dann kommt das volle Brett. Vollgas. Und dann mach einen Fehler, privat irgendwo, und du bist voll in der Auslage. Das hat er eh recht gut gemacht, sonst wär er nicht so beliebt gewesen.

Er macht ja sogar jetzt noch Moderationen und so…

Ja. Und der Andreas ist auch bei der Firma Volksbank. Ich mein, ihr wisst alle, wie die Volksbank dasteht, oder? Voll Scheiße, und er muss immer noch dabei sein. Aber er ist beliebt da. Die Werbung ist so, wie wenn er noch springen würde.

Und bei Red Bull ist er auch noch dabei, oder?

Da muss ich sagen: Er hat ja Red Bull mit aufgebaut. Das war ja der Krieg damals. Der ÖSV hat gesagt, dass du keine Privatsponsoren haben darfst. Und da hat dann der große Krieg angefangen. Red Bull hat ihn dann genommen – also der Mateschitz. Dann der Federer, und da ist’s beim ÖSV voll zugegangen. Und dann mit NEWS die Drogengeschichte…

Freundin: Da wollte er nicht mehr für Österreich springen.

Er hätte ja auch nicht dürfen, oder?

Das vergessen wir sowieso jetzt mal. Das war der ärgste Blödsinn, der ihnen damals eingefallen ist – für Serbien springen! Die hatten ja noch Krieg da unten. Die hätten ihn ja morgen einziehen können – Bumm. Da hat der Vater mal auf den Tisch gehaut. Da ist er mal laut geworden und hat gemeint, was das Kasperltheater soll. Obwohl es kein Kasperltheater mehr war. Naja, das ist dem Federer halt schnell eingefallen. Die Nation hat gleich zugesagt. Das war ja dann echt gefährlich wegen dem Krieg. Vor allem gegen Ende nimmt man ja alle, die man bekommen kann. Sicher, die hätten sagen können: „Startnummer runter. Los geht’s.“ Na, aber da ist es rein um den Kopfsponsor gegangen. Der ÖSV läuft so – bis zum Goldberger: das Geld vom Kopfsponsor hat nicht der Springer bekommen, sondern der ÖSV-Pool. Die Firmen hat sich der ÖSV ausgesucht und das Geld ist in den Pool reingekommen. Und der Herr Ober hat dann das Geld verteilt: ob zu Alpin, Springer,… Wenn dich der nicht mögen hat, hast nichts bekommen. Und dann kommt ein Oberösterreicher, der plötzlich alles gewinnt, das hat dem Schröcksnadel nicht sehr gepasst.

– Da ist der Vater mal laut geworden und hat gemeint,
was das Kasperltheater soll.
Obwohl es kein Kasperltheater mehr war. –

Seid ihr beiden nie verwechselt worden?Weil ihr gleicht euch schon sehr.

Früher schon, ja. Jetzt schauen wir ja schon ganz 
anders aus.

Auf den alten Fotos sieht man schon die Ähnlichkeit.

Wir hatten ja keine Eltern, die so viel Geld hatten. 
Wir hatten fast keine Fotos zuhause. Da sind mir die Augen wieder nass geworden, als ich die Fotos von früher sah. Die muss ich mir wieder mal anschauen vom Skispringen. Von mir gibt’s ja keine Fotos, vom Andreas natürlich Millionen, weil die Kameras ja überall sind.

Hast du kein Einziges?

Drei Fotos gibt’s von mir. Der Andreas hat auf einmal heuer diese Fotos ausgegraben. Zu Weihnachten hab ich sie bekommen. Wenn das Haus mal brennt, alles können sie haben, aber nicht diese drei Fotos. Das ist schon schlecht von mir, dass ich keine Fotos habe. 
So Fotos sind der Wahnsinn!

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Ich wollte ja schon beim Fleischer eine Goldbergerwurst kaufen.

Jaja, die hat’s gegeben – eine Dauerwurst. Aber 1993, ’94 und ’95 wenn du da irgendwo Goldberger raufgeschrieben hast, hätten sie sowieso alles gekauft. Aber dann ist der Federer reingekommen. Genau wie bei der Flinserl-Aktion. Die haben sich ja alle stechen lassen – sogar der Landeshauptmann Ratzenböck. Da war ein Lastwagen da und das war eine Serienabfertigung am Dorfplatz. 1994–95 als Mann am Land ein Flinserl haben – das war eine Seltenheit. Wie dann der Andi heimkam von Stams, haben sie daheim geglaubt, der ist deppert.

Und du hast dir keines stechen lassen?

Schon! Bei den Flinserln gab’s ja mehrere. Zuerst noch ein normales und dann das mit dem Skispringer drauf. Dann hat er einen Manager bekommen, der Andreas. Und der Federer hat alles abgedreht. Der wollte alles als sein Ding verkaufen. Das war ja ein Theater.

Der Andi hat ja auch bei Dancing Stars mitgemacht.

Das war ja das Nächste.

War das auch noch unterm Federer?

Ja. Da hat der Andreas gesagt: „Wenn sie mich da reingeben, dann hau ich ab!“ Was ist wieder gewesen? Der Andreas hat einen Vertrag mit Dancing Stars bekommen, den die anderen neun nicht bekommen haben. Vom Geld her, nicht? Und das stinkt halt nicht.

Bist du ein guter Tänzer?

Ja. Aber ich hatte ein Problem: meine Karriere ist verbaut worden.

Deine Tanzkarriere oder wie?

Ja.

Wieso?

Beim Auftanzen hab ich eine Blöde gehabt. Ich hab den Tanzkurs gemacht. Aber meine Tanzpartnerin, das war nichts. Die hat sicher meine ganze Karriere verbaut. (lacht) Über das hab ich grad vor zwei Wochen gesprochen. Da hat mich einer gefragt mit wem ich aufgetanzt habe und ich hab ihren Namen gesagt. Und er so: „Ganz klar.“ (lacht) Die hat mich fertig gemacht.